In einem Nachtdienst aufgelaufene Überstunden konnten früher durch einen Ruhetag entweder sofort ausgeglichen oder aber gutgeschrieben werden, falls man auch am Tag davor und danach gearbeitet hatte. Außerdem gab es für Dienste eine gesonderte finanzielle Vergütung. Viele Ärzte bauten im wahrsten Sinne des Wortes auf diese Pauschalen, finanzierten nämlich mit dem begehrten Zusatzeinkommen nach und nach den Bau ihres Hauses. Aufgrund der geänderten Arbeitszeitordnung können mittlerweile durch einen Dienst – genauer: durch den folgenden Ruhetag – sogar Minusstunden und finanzielle Nachteile entstehen.
Rufdienste finden typischerweise im Anschluss an den regulären Tagdienst statt. Wenn man Pech hat, steht man dann also noch die ganze Nacht im OP und hätte dennoch mit großer Wahrscheinlichkeit am folgenden Tag nicht frei. Im günstigen Fall aber braucht man in der gesamten Rufdienstzeit gar nicht im Krankenhaus anwesend sein, sondern lediglich gewährleisten, dass man nach einer Benachrichtigung innerhalb von 30 Minuten dort sein und beispielsweise eine Operation durchführen könnte. Du dürftest also ohne Weiteres zu einer Party gehen, dort aber keinen Alkohol trinken.
Für die Rufdienste gibt es häufig feste Pläne, die genau so verbindlich sind wie jeder andere Dienstplan. Eventuell kann man vorher Wünsche äußern, aber wenn du erstmal draufstehst und deinen Dienst dann plötzlich doch nicht machen willst, weil du just an diesem Abend oder Wochenende etwas anderes vorhast, brauchst du einen Tauschpartner. Leider gibt es immer wieder Zeitgenossen, die stattdessen einfach vorher kurz mal krank werden, sodass ihr Dienst umbesetzt werden muss. Tu das lieber nicht – mit dieser Masche machst du dich bei deinen Kollegen schnell und gründlich unbeliebt! Dass Arbeiten nachts und am Wochenende zum Arztberuf gehört, wusstest du vorher.
Nur etwas für Oberärzte, in manchen Kliniken auch für besonders erfahrene Altassistenten, sind die Hintergrunddienste. Wie bei einem Rufdienst dürfen sie die Klinik verlassen – vielleicht verbringen sie die Nacht aber auch im Krankenhaus und schlafen dort. Der wesentliche Unterschied zu den anderen Dienstarten ist, dass der "Hintergrund" abschließend und alleinverantwortlich über die Durchführung von Therapien oder deren Einstellung entscheidet, über die Freigabe von Betten, die Aufnahme von Patienten zur Operation und manches mehr. Bis zum nächsten Morgen oder während des Wochenendes stellt er gewissermaßen die letzte und höchste Instanz dar.