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Chirurgie Tertial in Houston, Texas

Baylor College of Medicine – Harvard of the South

Nadja Schneider

 

Amerika! Schon immer hatte mich dieses Land fasziniert, und so war es für mich nahe liegend, dass ich ein Teil meines Studiums, vielleicht ein Semester oder eine Famulatur in den Staaten verbringe. Ich wollte mehr über die medizinische Ausbildung in den Staaten erfahren und lernen, wie das medizinische System dort funktioniert. Außerdem wollte ich herausfinden, ob es für mich eine Alternative zum Arztdasein in Deutschland darstellen kann. Nicht zuletzt, so dachte ich mir, würde es sich auch in meinem Lebenslauf ganz gut machen, Flexibilität und Offenheit, Mut und Neugierde unter Beweis stellen.


Bewerbung, Visum und Unterkunft

Mit den ersten Recherchen im Internet kamen die ersten Rückschläge: Einige Schulen verlangten, dass man das USMLE Step 1, einen TOEFL Test und anderes mehr absolvierte. So kam es dann, dass es bis zu meinem PJ dauerte, ehe ich endlich herausgefunden hatte, wie man es am besten anstellt.
Will man nicht ein halbes Vermögen ausgeben, nur um eine Famulatur, ein halbes oder ganzes PJ-Tertial in den Staaten zu verbringen und will man nicht die Strapazen des USMLE auf sich nehmen und auch nicht den TOEFL Test machen, so bleiben einem im "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" nicht allzu viele von selbigen. Es gibt einige wenige Schulen, in die man ohne Schwierigkeiten kommt:
• Houston, Texas: Baylor College of Medicine&University of Texas
• New Orleans, Louisiana
• Mt. Sinai, New York City
• Pittsburgh, Philadelphia
Diese solltet Ihr Euch also näher ansehen. Da die preiswerteste Alternative von allen Houston war, entschied ich mich schon frühzeitig, mich dort zu bewerben. Von Seiten meiner Heimatuniversität gab es zudem den Hinweis, dass ein Herzchirurg aus dem Deutschen Herzzentrum, der mittlerweile in Houston arbeitet, anbietet, bei ihm PJ oder Famulatur zu machen. Ich schrieb also diesem Arzt, Dr. Löbe (www.matthiasloebe.com ) schon ein Jahr vor meinem PJ eine E-Mail, erklärte, wer ich war und was ich wollte. Er schrieb mir auch sofort zurück, ich möge mich an seine Sekretärin Rosemary ([email protected] ) wenden, er würde mir aber bei Problemen zur Verfügung stehen. Rosemary verwies mich dann an die Koordinatorin für ausländische Studenten, Donna Moore und schickte mir per Pdf die nötigen Bewerbungsunterlagen. Diese kann man sich auch auf der Homepage www.bcm.tmc.edu herunterladen, wenn man sich durchklickt zu den Clinical Electives for international students. Hier findet man auch den Academic Calendar, aus dem man entnehmen kann, wann diese Electives denn nun stattfinden. Wichtig ist, dass sie sich mit unserem PJ Tertial decken. Genaueres über Fehlzeiten und was passiert, wenn man ein Tertial früher anfängt oder später beendet als ein Tertial hier, kann man dem Merkblatt „PJ im Ausland“ vom LPA entnehmen. Auch ist es gut, das ganze mit dem PJ-Büro der Heimatuniversität zu besprechen, denn die haben Erfahrung in diesen Fragen und kennen vielleicht noch ein paar Tricks.
Auf der Homepage vom Baylor College findet man die Information, dass internationale Studenten nur 2 Monate bleiben dürfen. Außerdem wird empfohlen, sich nur für die letzten zwei Monate eines Quaters (dort wird in Quatern, nicht in Semestern oder Tertialen gerechnet, was die Koordination ein wenig erschwert)zu bewerben. Zuerst werden nämlich alle Plätze an amerikanische Studenten vergeben werden und unter Umständen bekommt man erst sehr spät Bescheid über Annahme oder Ablehnung, sodass eventuell keine Zeit bleibt für die Beantragung eines Visums. Nun – ich habe mich für 3 Monate beworben und hatte 4 Wochen vorher meinen Bescheid. Wenn man nämlich nur 90 Tage in den USA bleibt, kann man mit einem Visa Waiver einreisen und muss kein Visum beantragen!
Wer nach Houston geht, kann außerdem 2 Monate an der University of Texas machen und 2 Monate am Baylor College – die beiden liegen in unmittelbarer Nachbarschaft und man wird teilweilse in denselben Krankenhäusern eingeteilt! Oder man macht einen Monat frei und bewirbt sich dann für 3 Monate an einer der beiden Unis.
Die Bewerbung ist relativ unkompliziert – keine Empfehlungsschreiben, kein USMLE, kein TOEFL oder ähnliches! Man füllt für jeden Monat, den man dort verbringen will eine extra Bewerbung aus, in der man auf einer Liste seine 10 Wunsch Rotations angeben kann. Es ist so, dass nicht 3 Monate dasselbe gemacht werden muss, sondern jeder Monat in einer anderen Abteilung verbracht werden kann, sogar in einem anderen Haus rotieren, was man sich sogar noch aussuchen darf. Der „Elective Catalogue“ auf der Homepage gibt einem nähere Auskunft darüber, was in den einzelnen Rotations angeboten wird. Aber ich warne: Es ist nicht alles Gold, was glänzt! Außer diesen Bewerbungsformularen muss man noch einen Zettel unterschreiben, dass man sich verpflichtet, täglich zu duschen und ein Deo zu benutzen und man muss sich von einem Arzt seine Impfungen und seinen „Medical Status“ bescheinigen lassen. Wer bereits im PJ ist, hat es einfach, denn dann macht dies der Betriebsarzt des Krankenhauses, in dem man ist. Hier kann man sich dann auch, sofern es nötig ist, meist umsonst impfen lassen und bekommt die für das amerikanische Krankenhaus erforderliche Titerkontrolle der Hepatitis B-Impfung. Außerdem wird ein Tuberculose-Prick-Test erwartet. Der bei uns übliche Tine Test reicht nicht. Aber auch diesen habe ich beim Betriebsarzt machen lassen –kein Problem. Ein weiteres Formular muss man ausfüllen, mit dem man belegt, dass man die nötigen finanziellen Mittel hat. Einfach angeben, dass man alles von den Eltern bekommt oder privat oder wie auch immer, und die geforderte Mindestsumme zusammenkriegen. Es werden keine Belege oder Beweise gefordert! Schreiben vom Dekan und Zeugnisse klingt zunächst kompliziert, bekommt Ihr aber im Auslandsbüro Eurer Uni. Ich musste nur im Virchow bei Frau Heller vorbei gehen und alles war gut. Wenn man all das zusammen hat, schickt man es an Donna Moore, die Koordinatorin.
Für den ersten Monat im Baylor College bezahlt man etwa $150 und für jeden weitern $100, sodass ich mit $350 für ein Tertial hier extrem gut weggekommen bin! Das College will einen Check oder eine „Money Order“: Ich bin zu meiner Bank gegangen und habe denen gesagt, was ich brauche. Zwar hat die Dame am Schalter erstmal komisch geguckt und wusste auch nicht so richtig, fand dann aber innerhalb der nächsten 24 Stunden jemand, der sich damit auskannte und meine Bank hat dann einen Money Order Check direkt an die Uni geschickt.


Tipp:

Ich habe nicht für alle drei Monate meine Wunschrotation bekommen. Ja, den ersten Monat war ich bei Dr. Löbe und den letzten Monat habe ich minimal invasive Chirurgie machen dürfen – aber es scheint am Baylor College sehr verbreitet, dass alle ausländischen Studenten in die Rettungsstelle des „Ghetto-Krankenhauses“ Ben Taub geschickt werden – ob sie das wollten oder nicht! ER klingt zwar sehr, sehr aufregend und nach „ER“ Mittwochs, 20:15 auf Pro Sieben – aber man sollte vorsichtig sein. Das Ben Taub Krankenhaus ist eines der großen Trauma Centern in den Südstaaten, aber es ist auch das Haus für Menschen ohne Krankenversicherung (und oft auch ohne Dach über dem Kopf oder Job. Die Rettungsstelle ist für diese Menschen die einzige Möglichkeit, medizinische Hilfe zu bekommen. Gearbeitet wird in 12 Stunden Schichten von 7-19 oder 19-7 Uhr, wobei hier die ausländischen Studenten bevorzugt für den Nachtdienst eingeteilt werden. Für den Monat Februar bedeutet dies für mich: 18 Nächte, 8 Tage und 2 freie Tage. Also, wer es Hardcore braucht, kann das kriegen, wer lieber auch was vom Leben in Houston mitkriegen will, sollte versuchen, etwas anderes zu machen.


Das Visum

Wer nur 90 Tage bleibt kann mit Visa Waiver Basis einreisen. Man sagt im Flugzeug einfach, dass man das will und bekommt dann statt des Touristen Visums in grün einen weißen Schein (oder andersrum?). Bei der Einreise erklärt man dem Officer, dass man ein Praktikum macht und zeigt eventuell noch das Annahmeschreiben der Uni vor. Kostet nichts und ist einfach.
Wer länger bleibt, muss zur Botschaft. Im Internet kann man die nötigen Formulare zum Ausfüllen runterladen. Dann sollte man telefonisch um einen Termin bitten und schon mal all seine Daten durchgeben (Name, Passnummer und so). Das ist relativ teuer – ich glaube die Minute kostet 1,86 Euro. Es ist also von Vorteil, im Internet genau zu recherchieren und dann am Telefon alles parat zu haben Außerdem muss man für das Visum etwa $90 bezahlen. Zu dem Termin selber sollte man noch möglichst viele Nachweise mitbringen, dass man auf jeden Fall zurückkommen will (Mietvertrag, das Argument, dass man noch Staatsexamen machen muss, Kinder? Ehe? etc.) Das alles habe ich nicht gemacht, darum kann ich Genaueres nicht sagen. Ich kann dazu nur sagen, dass die Bearbeitungszeit 10-14 Tage dauert und dass ich innerhalb der nächsten 2 Wochen einen Termin bekommen habe. Es wäre also tatsächlich knapp geworden – aber nicht unmöglich.


Die Unterkunft

In Houston gibt es auf dem campus den Favrot Tower (per google zu finden oder auch auf der homepage unter „student housing“). Das ein ist mitten zwischen den Krankenhäusern gelegenes Hochhaus, in dem man für $500 pro Monat ein Zimmer in einem Apartment, das man sich zu dritt teilt, bekommt. Diese Zimmer sind möbliert, haben aber keine Fenster und kein Telefon, Internet oder Fernseher. Ist also relativ teuer das, was man kriegt. Man muss per E-Mail anfragen, ob in dem gewünschten Zeitraum ein Zimmer frei ist (für entsprechend mehr Geld kann man auch ein Einzelappartement oder ein zweier Appartement bekommen). Meist erhält man ziemlich schnell eine Antwort, in der steht, dass es ein Zimmer gibt, dieses aber früher frei ist, und man sich bitte bis zum nächsten Mittag melden und auch eine Anzahlung leisten sollte, wenn man das Zimmer trotzdem beziehen möchte. Meiner Meinung nach doof, für 2 Wochen zu bezahlen, in denen ich noch gar nicht da war. Außerdem war die Sache bis zum nächsten Mittag schwierig wegen der Zeitverschiebung. Also habe ich mich unter www.roommates.com nach jemandem umgesehen, der für eine Zeit einen Mitbewohner suchte. Das klappte auch und für $270 hatte ich dann ein sehr kleines Zimmer, aber immerhin mit Fenster und Internetanschluss. Das Schwierige ist jedoch, ein Zimmer zu finden, von dem aus man auch gut zur Uni bzw. zum Krankenhaus kommt. In Houston fährt eine Straßenbahn, die Metro Rail – hat man die in der Nähe, kommt man morgens gut hin und auch abends gut weg. Es gibt für $5 ein Monatsticket für Leute, die im Medical Center arbeiten. Busse fahren meist erst ab 7Uhr, also zu spät. Man kann auch unter www.craiglist.com Houston anklicken und sich da nach Appartements oder Roommates umsehen – oder eben mal ein paar Monate ohne Fenster leben und dafür die Garantie haben, dass man direkt vor Ort ist und auch ganz sicher neue Leute kennenlernt.
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