Die jetzige Auswahl der Studienanfänger scheint nicht völlig unpassend zu sein: Die Abbrecherquote im Medizinstudium ist gering und Experten der „Bundeszentrale für politische Bildung“ haben Befunde, „dass sich erfolgreiche Schulkarrieren, die in guten Abschlussnoten zum Ausdruck kommen, an der Universität fortsetzen.“
Dass also ein guter Abischnitt durchaus mit dem Studienerfolg korreliert. Trotzdem ist die Frage aufgetaucht, ob vielleicht trotzdem die falschen Leute Medizin studieren, wenn so viele von ihnen dem Land, dem Krankenhaus oder der eigenen Praxis den Rücken kehren. Forums-User fragen zum Beispiel, ob man sich besser am Bedarf orientieren sollte und denen einen Studienplatz geben, die später als Landarzt arbeiten möchten – und nicht mehr denen, die das Studium mit 1 abschließen und dann auswandern.
Fragwürdiger Deal: Studienplatz gegen Jahre auf dem Land
Wie müssen die Auswahlkriterien sein, um Abiturienten zu gewinnen, die das Studium meistern UND freie Stellen in Deutschland besetzen? Dazu gibt es verschiedene Vorschläge. Einer davon ist die „Landarztquote“. Neben der „Wartezeitquote“, der „Abiturbestenquote“ und anderen könnte ein bestimmter Prozentsatz der verfügbaren Studienplätze an Bewerber gehen, die sich verpflichten, später für einige Jahre als Landarzt zu arbeiten. Es gibt bereits eine Quote für Bewerber, die sich für mehrere Jahre Truppendienst bei der Bundeswehr verpflichten. Sie werden nach Kriterien des Verteidigungsministeriums ausgewählt.
Der Folgen des Deals „Studienplatz gegen jahrelange Verpflichtung“ sind von jungen Studienbewerbern häufig nicht abschätzbar. Was, wenn in sechs Jahren der Partner nicht mit aufs Land möchte oder es keinen Kredit für eine eigene Praxis gibt? Die Angaben zur „Landarztquote“ sind noch nicht sehr konkret. Es ist unklar, wie groß die Quote sein soll, wie lang die Verpflichtung wäre und wie sie im Detail aussieht. Die Bundesärztekammer wiederum schlägt vor, neben dem Abidurchschnitt ein Engagement im Gesundheitswesen als Pfleger oder Sanitäter zu berücksichtigen und auch ein verwandtes Studium in die Auswahl einfließen zu lassen „Dies könne zum Beispiel Biologie, aber auch Philosophie sein.“
Der effizienteste Mediziner: Frau mit Kind?
Einige Ärzte bleiben in Deutschland, wollen als Arzt arbeiten, können es aber nicht. Weil sie Kinder kriegen. Der Einstieg nach der Babypause ist schwierig. Ärztinnen wünschen sich mehr Verständnis von Chefs und männlichen Kollegen. Sie fordern eine flexiblere Weiterbildungsordnung von den Ärztekammern. Im Moment stellen die Vorgaben zur Facharztausbildung ein logistisches Problem dar und halten viele Ärztinnen davon ab, ihr Wissen und Können der Gesellschaft zur Verfügung zu stellen. Bewährte Methoden für Mediziner mit Kind sind flexible Arbeitszeiten mit Teilzeitmodellen, Gleitzeit oder Kinderbetreuung. Mitarbeiter verschiedener Stationen sind sich aber einig: „Frauen mit Kindern sind absolut effiziente Mitarbeiter.“ Natürlich muss auch männlichen Kollegen nach Elternzeit der Einstieg leicht gemacht werden.
Bürgermeister mit eigener Arztpraxis
Minister Rösler betont trotz der ungeklärten Fragen, dass er weiterhin „zu einer flächendeckenden ambulanten ärztlichen Versorgung“ steht und sich dafür auch die „jüngste Honorarreform noch mal ansehen“ wird. Auch der Weg von der Uni in die Selbstständigkeit soll leichter werden. Nutzer des MEDI-LEARN-Forums können sich zum Beispiel nicht vorstellen, nach dem Studium eine Landarztpraxis zu kaufen und dann jahrzehntelang an sie gebunden zu sein und Kredite abzubezahlen. Eine Idee ist, dass Kommunen und kassenärztliche Vereinigungen in unterversorgten Landstrichen eigene Praxen betreiben könnten und Ärzte dort anstellen. „Nach einer gewissen Zeit kann ihnen die Übernahme der Praxis angeboten werden.“ so Rösler.
Er hat prominente Unterstützer und möchte seine Pläne schnell umsetzen.„Wir sollten und in der Koalition noch vor der Sommerpause auf Eckpunkte einigen“, sagt Jens Spahn, Gesundheitspolitiker der CDU.