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Der sprachlose Patient

Wie Sie das Schweigen durchbrechen

Berend Malchow (Gastartikel MMW)

 

Wir freuen uns, den Besuchern unserer Webseite an dieser Stelle in regelmäßiger Reihenfolge lesenswerte Gastartikel aus der renommierten Zeitschrift MMW Fortschritte der Medizin präsentieren zu können. Am Ende des Artikel findet sich ein Hinweis auf volle 12 Ausgaben eines unverbindlichen und kostenlosen Testabos.

Heutiger Gastbeitrag:
Wie das Schweigen durchbrechen - Der sprachlose Patient

Quelle: MMW Fortschritte der Medizin Heft 38, 2010

Belastende Lebenssituationen

Belastende oder bedeutende Lebensereignisse können Patienten im wahrsten Sinne des Wortes „sprachlos“ machen. Diese Sprachlosigkeit ist häufig Ausdruck einer Rat- oder auch Fassungslosigkeit und kann von Wortkargheit bis hin zum Verstummen (Mutismus) gehen. Auslöseereignisse für diese akute Belastungsreaktion (ICD-10 F43.0 [3]) sind typischerweise traumatische Erlebnisse mit ernsthafter Bedrohung für die Sicherheit oder körperliche Unversehrtheit der Person oder plötzliche bedrohliche Veränderungen der sozialen Stellung oder des Beziehungsnetzes wie etwa der Tod eines nahen Angehörigen.

Die Symptomatik zeigt typischerweise ein gemischtes und wechselndes Bild, beginnend mit einer Art von „Betäubung“, mit einer gewissen Bewusstseinseinengung und eingeschränkten Aufmerksamkeit, der Unfähigkeit, Reize zu verarbeiten sowie Desorientiertheit. Diesem Zustand kann ein weiteres Sichzurückziehen aus der Umweltsituation folgen (bis hin zu dissoziativem Stupor) oder aber ein Unruhezustand und Überaktivität (wie Fluchtreaktion oder Fugue). Vegetative Zeichen panischer Angst wie Tachykardie, Schwitzen und Erröten können ebenfalls auftreten. Die Symptome erscheinen im Allgemeinen innerhalb von Minuten nach dem belastenden Ereignis und gehen innerhalb von zwei oder drei Tagen, oft schon innerhalb von Stunden zurück. Teilweise oder vollständige Amnesie bezüglich dieser Episode kann vorkommen.

Im Rahmen von Kriseninterventionen sollte die emotionale Entlastung der Patienten im Mittelpunkt stehen, damit der Patient wieder handlungsfähig wird. Halten die Symptome länger an, sind sie auf jeden Fall durch einen Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie abklärungsbedürftig und die Patienten evtl. einer Psychotherapie oder punktuell unterstützenden Pharmakotherapie zuzuführen.

Symptom psychischer Erkrankungen

Sprachlosigkeit kann auch im Rahmen von manifesten oder noch nicht diagnostizierten psychischen Erkrankungen außerhalb der Anpassungsstörungen auftreten. Störungsbilder, bei denen dies beispielsweise vorkommen kann, sind Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis, aber auch affektive Psychosen und hirnorganische Psychosyndrome bis hin zu demenziellen Syndromen. Auch Abhängigkeitserkrankungen müssen mit ins Kalkül gezogen werden. Besonders abklärungsbedürftig ist ein suizidales Syndrom, da hier dringender ärztlicher Handlungsbedarf besteht.


Schizophrene Psychose

Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis bereiten den Patienten bereits Jahre vor dem Ausbruch einer akuten Psychose zahlreiche unspezifische und allgemeine Symptome. So leiden sie unter schwer erklärbaren, immer wieder auftretenden Konzentrations- und Aufmerksamkeitsproblemen und klagen über Störungen in den Denkabläufen. Den Patienten fällt es häufig schwer, ihre Aufmerksamkeit auf verschiedene Dinge gleichzeitig zu lenken. Auch treten mitunter Störungen der Sprache auf. Diese Symptome können bereits zu einem Leistungsabfall in der Schule oder am Arbeitsplatz führen. Im Verlauf kann sich dann ein abgeschwächtes, psychoseähnliches Beschwerdebild mit eigenartigen Denkinhalten, Beziehungserleben, Misstrauen und paranoiden Ideen entwickeln. Bei diesen Patienten kann es zu einer eigenartigen, aber noch gut verständlichen Sprechweise oder einem Verstummen kommen. In Tab. 1 finden sich Fragen, die sich im Rahmen eines ersten Screenings auch für die allgemeinärztliche Praxis gut eignen.



Demenz

Demenzerkrankungen sind definiert durch den Abbau und Verlust kognitiver Funktionen und Alltagskompetenzen. Bei den zumeist progressiven Verläufen kommt es u. a. zu Beeinträchtigungen der Orientierung, der Kommunikationsfähigkeit, der autobiografischen Identität und der Persönlichkeitsmerkmale. Häufig ist das schwere Stadium der Demenz durch Hilflosigkeit und Abhängigkeit von der Umwelt charakterisiert.

Die Alzheimer-Erkrankung ist die häufigste Ursache einer Demenz im höheren Lebensalter. Ihre Prävalenz nimmt mit steigendem Alter zu und beträgt bis zu 35 % bei den über 85-Jährigen. Die Alzheimer-Krankheit ist eine primär degenerative zerebrale Krankheit unbekannter Ätiologie mit charakteristischen neuropathologischen sowie neurochemischen Merkmalen.

Der Begriff der vaskulären Demenz bezeichnet eine Demenz als Folge von vaskulär bedingter Schädigung des Gehirns. Dabei können die Schädigungen sowohl makro- als auch mikrovaskulär bedingt sein. Risikofaktoren sind beispielsweise arterielle Hypertonie, Fettstoffwechselstörung, Rauchen oder vorbekannte arteriosklerotische Gefäßveränderungen. Bei der subkortikalen vaskulären Demenz betreffen die Veränderungen typischerweise die vaskuläre Endstrecke (penetrierende Marklagerarterien) mit ischämischen Herden im Marklager der Hemisphären.

Auch an Schlaganfall denken Eine aphasische Sprachstörung kann als Symptom einer Demenz auftreten. Bei plötzlichem Beginn ist an ein akutes ischämisches Ereignis zu denken und es sollte eine rasche Einweisung in eine Stroke- Unit erfolgen. Aphasien können alle expressiven und rezeptiven sprachlichen Fähigkeiten beinträchtigen und sind mit einem erheblichen Handicap im familiären und sozialen Leben verbunden. Hier empfiehlt sich eine genauere Diagnostik einschließlich einer aktuellen Bildgebung (kranielle Computer- oder Kernspintomografie), um eine Einordnung der aphasischen Störung zu ermöglichen.


Depressive Zustände

Depressionen gehen wie kaum eine andere Erkrankung mit hohem Leidensdruck einher, da diese Krankheit in zentraler Weise das Wohlbefinden und das Selbstwertgefühl von Patienten beeinträchtigt. Da depressive Patienten selten spontan über typische depressive Kernsymptome berichten und eher unspezifische Beschwerden wie Schlafstörungen mit morgendlichem Früherwachen, Appetitminderung, allgemeine Kraftlosigkeit, anhaltende Schmerzen und/oder körperliche Beschwerden angeben, sollte aktiv nach Kernsymptomen der Depression wie traurige Stimmung, Antriebs- und Interesselosigkeit gefragt werden. Schwere depressive Zustände können mit psychomotorischer Hemmung bis hin zu einem Stupor einhergehen. In diesen Fällen ist eine Kontaktaufnahme mit dem Patienten kaum mehr möglich, dieser wirkt wie erstarrt und bedarf einer stationären psychiatrischen Behandlung.

Hinweis: Dieser Artikel stammt aus (MMW Fortschritte der Medizin, Heft 38, 2010). Er wurde mit freundlicher Genehmigung der Redaktion MMW Fortschritte der Medizin hier präsentiert.

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