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Die medizinische Doktorarbeit

Auszug aus dem MEDI-LEARN Studienführer

Redaktion (MEDI-LEARN)

 "Was, jetzt schon? Ungläubigkeit, Neugier und manchmal sogar ein bisschen Unverständnis war meistens auf den Gesichtern derer zu sehen, denen ich am Ende meines zweiten vorklinischen Semesters mitteilte, dass ich gerade die molekularbiologischen Experimente zu meiner Doktorarbeit begonnen hätte. Meistens folgte dann verständnisloses Kopfschütteln und das Thema war mit einem ähnlichen Kommentar wie: "Das ist doch Quatsch, es ist doch viel zu früh für so was!" beendet. Solche Gespräche haben mich am Anfang ziemlich irritiert. Wie kam es aber nun dazu, dass ich mich, obwohl seit dem Chemiepraktikum auf Kriegsfuß mit Pipetten und farbigen Lösungen, auf solch unbekanntes Terrain wagte?

Im zweiten Semester fand ein Zellbiologieseminar statt, bei dem in kleinen Gruppen anhand von kurzen Vorträgen der Mitstudenten zellbiologische Grundlagen erarbeitet wurden. Zellbiologie war durch die enthusiastische Moderation unseres Dozenten plötzlich auch gar nicht mehr langweilig. Zum Abschluss dieses Seminars bekamen wir eine Führung durch die Labors des Instituts für Anatomie und medizinische Zellbiologie. Während der Führung hat mir die Atmosphäre im Institut gut gefallen und ich empfand Interesse für die Neurone in den Petrischalen, die uns gezeigt wurden. Insgesamt war der Entschluss, nach einem Praktikum für die Semesterferien zu fragen, also mehr eine Bauchentscheidung.

Molekularbiologie für Anfänger

Also machte ich ein Praktikum im Institut für Anatomie und Zellbiologie. Ich bekam ein kleines Projekt, an dem ich die Grundlagen der Molekularbiologie erlernen konnte. Am Anfang bekam ich in unendlicher Geduld die absoluten Basics erklärt: Pipetten, Puffer, Petrischalen und Geduld, Geduld, Geduld.

Schnell bekam ich den Ernst der Angelegenheit zu spüren

Ich blieb die kompletten Semesterferien. Arbeitete ich am Anfang noch die Protokolle meines Betreuers ab, so konnte ich am Ende fast selbstständig arbeiten. Zu dem Zeitpunkt war ich in meiner Verwandtschaft und in meinem Freundeskreis eine ziemliche Lachnummer. Alleine die Antwort auf die Frage, was ich im Labor denn genau machen würde, war fast unmöglich zu geben. Entweder die Augen der Zuhörer weiteten sich im Entsetzen über die Vorstellung, was ich mit "gentechnischen Arbeitsmethoden" meinte oder meine Erklärungsansätze über grün-fluoreszierende Fusionsproteine erstickten in Lachsalven. Trotz allem: Für mich stand am Ende fest, dass ich verdammt gerne mein eigenes Projekt hätte und nicht mehr Praktikantin, sondern Doktorandin sein wollte! Wieder kam mir der Zufall zur Hilfe. Am Ende des Jahres gab es neue Ergebnisse in der Arbeitsgruppe meines Betreuers aus dem Zellbio-Seminar. Ich hatte dann die schwierige Wahl zwischen einem etablierten molekularbiologischen Projekt und einem anderen, das auf Zellkultur aufbaute, unsicherer war, aber vielleicht erfolgreicher und spannender. Wieder entschied ich nach Bauchgefühl und begann am Jahresanfang mit dem Zellkulturprojekt.

Upgrade zur Doktorandin

Der Statuswechsel von Praktikantin zur Doktorandin verlief nicht ohne Spuren. Erst einmal war ich natürlich furchtbar stolz. Doch schnell bekam ich den Ernst der Angelegenheit zu spüren: Ab diesem Zeitpunkt bekam ich zum Beispiel kein Protokoll mehr geschrieben, ich musste meine Experimente selbst planen, durchführen und eigenständig "troubleshooting" betreiben, falls sie nicht funktionierten. Und das war oft der Fall. Das war neu! Das erste, was ich dazulernte, war noch mehr Geduld, Geduld, Geduld. Spätestens jetzt zahlte sich das lange Praktikum aus. Ich war unabhängig von den anderen Leuten im Labor und konnte kommen und gehen wann ich wollte.
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