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Erfahrungsberichte – Praktisches Jahr (PJ)
MEDI-LEARN (Redaktion)
Auch in der Inneren habe ich sehr viel gesehen und manches selbst machen dürfen: Punktionen, ZVK, arterielle Zugänge, alles gut angeleitet und betreut. Dasselbe gilt für Sonografien, EKG-Auswertungen und die eigene Patientenbetreuung. In der Gynäkologie gab es viele große und spannende OPs; ich durfte nähen und habe als 1. Assistenz oft sogar aktiv mitoperiert. Aber manchmal hält man als PJ-ler auch einfach nur den Haken. Und die Geburtshilfe kam insgesamt viel zu kurz. Im ganzen Tertial habe ich nur eine Geburt gesehen und einige Biometrien selbst machen können.
Im Chirurgie-Tertial war ich täglich ungefähr ein Mal im OP, aber es gab da gerade eine Menge Studenten, sodass wir uns auf den Füßen standen. Ich habe genäht und eine kleine Operation selbst gemacht, aber am meisten gesehen und genäht habe ich während dieser Monate in der Notaufnahme. Überhaupt war das praktische Arbeiten super, wobei ich rückblickend sagen muss, dass ich mir wünsche, ich wäre besser vorbereitet ins PJ gegangen. Man sollte viel lesen, auch wenn das Erlebte nicht immer mit dem Examens-Wissen zusammenpasst.
Eigenständiges Arbeiten und jede Woche Unterricht
Mein Wahlfach war Radiologie, denn ich fand, dass dieses Fach im Studium zu kurz kommt und als interdisziplinäres Fach immer auch Einblicke in andere Disziplinen ermöglicht. Leider absolvierte ich dieses erste Tertial an einer kleinen Klinik in Berlin-Mitte, an der es bereits viel zu viele PJ-ler gab. Eine wünschenswerte Betreuung war dadurch nicht möglich, weshalb ich mich kurz entschlossen bei einem Krankenhaus in Neuruppin beworben habe. Ich konnte dort gratis wohnen, erhielt Kostgeld und eine kleine Aufwandsentschädigung.
Der Wechsel zum zweiten Tertial war ganz unkompliziert und meine aktive Mitarbeit vom ersten Tag an gefragt. Unter nachsichtiger Anleitung von Oberärzten und Chefärzten durfte ich mich in ein am Ende respektables Patientengut von 20 selbst betreuten Fällen einschließlich Visitenverantwortlichkeit einarbeiten. Es gab sogar wöchentlichen Unterricht für die ungefähr sechs PJ-ler mit schönen Angeboten: Drainage in der Thoraxchirurgie legen, Seminar zu Patientenverfügungen, kleiner EKG-Kurs und anderes mehr.
Ich habe gearbeitet wie eine junge Assistenzärztin und glaube, dass ich angesichts der Eigenverantwortlichkeit so viel wie nie zuvor im Studium gelernt habe. Ansprechpartner waren bei Bedarf immer zur Stelle, gleichzeitig hat man sich über meine Mitarbeit sehr gefreut und mich gut einzubinden gewusst. Fürs Chirurgie-Tertial war ich auf meiner Wunschstation und habe dort bereits selbst kleine OPs (mit-)durchführen dürfen, weil der Chefarzt Auszubildenden sehr wohlwollend gegenübersteht.
Wer in diesen 48 Wochen etwas lernen will, sollte sich also ein Haus suchen, das nur wenige PJ-Studenten hat. Nicht überall belebt Konkurrenz das Geschäft. Vielmehr gibt es wohl kaum etwas Frustrierenderes, als sich den ganzen Tag bis 16.30 Uhr die Beine in den Bauch zu stehen, weil drei PJ-ler pro Station einfach des Guten zu viel sind.