Bei der BELA-E-Langzeitstudie wurde eine Skala zu „beruflichen Selbstwirksamkeitserwartungen“, die das Zutrauen in die eigene berufliche Fähigkeit und Anstrengungsbereitschaft misst, mehrfach eingesetzt – unmittelbar nach dem Examen sowie 4, 10 und 13 Jahre später. Wurde unmittelbar nach dem Examen kein Unterschied zwischen Männern und Frauen festgestellt, geht die Entwicklung danach auseinander:
Die zunehmende Erfahrung führt bei Männern zu einer kontinuierlichen Steigerung ihres beruflichen Selbstvertrauens, bei Frauen jedoch nicht.
Dies könnte daran liegen, dass Männer sich Schwierigkeiten und potenzielle Misserfolge nicht so sehr zu Herzen nehmen. Es könnte zudem sein, dass die jungen Ärztinnen ihr Umfeld weniger ermutigend – potenziell sogar entmutigender – erleben als die jungen Ärzte. Schließlich könnte ein Grund für die unterschiedliche Entwicklung darin liegen, dass Ärztinnen andere Tätigkeiten zugewiesen werden als Ärzten. Anekdotische Beobachtungen legen nahe, dass anspruchsvollere medizinische Tätigkeiten von den Vorgesetzten häufiger den männlichen Kollegen anvertraut werden.
Perspektiven:
Schon in der Vergangenheit war der vergleichsweise geringe Frauenanteil unter den erwerbstätigen Medizinern bei einem relativ hohen Frauenanteil im Studium problematisch. Mit weiter steigendem Frauenanteil im Medizinstudium dürfte die Zahl der nicht Vollzeit erwerbstätigen Ärzte und der Unterversorgung mit Krankenhausärzten weiter steigen, falls keine flankierenden Maßnahmen ergriffen werden. Deshalb seien an dieser Stelle vier Ansätze für Interventionen, die sich speziell auch auf die Belange der Frauen beziehen, angedeutet: „Verhältnisbasiert“ kommen eine Flexibilisierung von Arbeitszeiten infrage, betriebsnahe Kinderbetreuungsmöglichkeiten sowie Programme zum „Kontakthalten“ während und zum Wiedereinstieg nach der Elternzeit. Genauso wichtig sind Interventionen, die sich auf das „Verhalten“ der beteiligten Akteure beziehen.
Für die Nachwuchsärztinnen und -ärzte erscheinen Mentoring-Programme sinnvoll, bei denen eine im Beruf erfahrene Person gelegentliche Hilfestellung bietet und als Ansprechpartner für berufliche Fragen zur Verfügung steht. Darüber hinaus können Fortbildungsveranstaltungen für Personalverantwortliche sinnvoll sein. Zum einen gibt es immer noch Vorurteile gegenüber Ärztinnen und mehr oder weniger deutliche Diskriminierungen, die sich in der Zuweisung unterschiedlicher Tätigkeiten bzw. in unterschiedlichen Qualifizierungsmöglichkeiten ablesen lassen.
Zum anderen ist auch ein vorurteilsfreier und fachlich hervorragender Chefarzt bzw. eine Chefärztin nicht notwendigerweise gut in der Führung von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Das kann und sollte gelernt und bei der Besetzung von leitenden medizinischen Positionen in Krankenhäusern beachtet werden. Schließlich können Qualitätszirkel hilfreich sein, bei denen die Beteiligten selbst die vorhandenen Probleme identifizieren und nach Lösungsmöglichkeiten suchen.
unser Tipp
Diesen Artikel verwenden wir mit freundlicher Genehmigung des HB-Magazins, der Zeitschrift des Hartmannbund - Verband der Ärzte Deutschlands e.V. Weitere Informationen unter www.hartmannbund.de