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Dragonheart
08.11.2022, 13:04
Im klinischen Alltag hilft dir nicht der Notarztschein sondern klinische Erfahrung - also lieber noch nen bisschen ZNA mitnehmen und schallen lernen

Danke für die (klare) Aussage, wird in jedem Fall in die Überlegung mit einbezogen. Eben für die (in meinen Augen notwendige vielfältige) Erfahrung würde ich gerne nach dem Pflichtjahr aus der Inneren raus. Meine idealvorstellung wäre es die weiteren 24 Monate in je 6 Monatsblöcken zb in der Derma/hno/uro etc zu machen

Das ist der Vorteil der vielen Nachtdienste, arbeite gefühlt nur noch in der ZNA. Gut das man den Stationstrott kaum verlernen kann.
Joa das Thema schallen ist so ne Sache für sich. Muß mich endlich mal auf die Suche nach einem guten / zeitlich passenden Sonokurs machen... :-S

Haffi
13.11.2022, 17:15
Ich würde dir eher empfehlen mehr als 12 Monate Innere zu machen. Die Lernkurve ist hier definitiv noch nicht beendet.

So unterschiedlich können die Wahrnehmungen sein. Ich hatte - zugegeben: mit allgemeinmedizinischer Vorerfahrung - schon nach sechs Monaten das Gefühl, nicht mehr sonderlich von der internistischen Ausbildung der Klinik zu profitieren. Zumindest stand der Benefit in keinerlei Verhältnis zum Aufwand. Dinge wie Intensiverfahrung oder der ganze Punktionskram schlichtweg nahezu nutzlos für die allgemeinmedizinische Niederlassung. Ich kann insofern nur empfehlen, die Zeit möglichst breit zu nutzen, insbesondere zumindest je ein halbes Jahr in Chirurgie, Orthopädie und Derma zu verbringen denn da hakt es am Ende bei den Meisten. Wenn ich sehe, wie überfordert meine hausärztlich tätigen internistischen KollegInnen zum Teil mit der einfachsten Wundversorgung sind und für Knieschmerzen nicht mehr anbieten können als Ibuprofen und eine MRT-Überweisung mit Diagnose "Knieschmerz"...

DrSkywalker
14.11.2022, 06:18
Ich möchte nicht ketzerisch sein, aber grundsätzlich finde ich, dass man die ganzen relevanten orthopädischen, chirurgischen und dermatologischen Dinge sehr gut in der Hausarztpraxis lernen kann wenn man etwas Wille hat sich fortzubilden.

Man sollte sich lieber darum bemühen bei einer guten Allgemeinarztpraxis zu landen in der Weiterbildung. Wenn eine Rotation wie oben genannt unkomplizierten Rahmen von einem Weiterbildungsverbund funktioniert ist das gut aber das selbstorganisieren ist schon sehr aufwändig.

Ich habe nach den ersten 12 Monaten innere noch mehr als ein Jahr in der internistischen Notaufnahme gearbeitet, das hat mir für die spätere Arbeit sehr viel gebracht. Stationsarzt eher nicht.

Fr.Pelz
16.11.2022, 14:06
Ich arbeite aktuell mit 2 Kollegen zusammen, die Notarzt gefahren sind - reell brauchen die ihre Erfahrung daraus selten. Wenn wirklich mal jemand in der Praxis akut wird, reichen die Basismaßnahmen bzw der Notfallkoffer in der Praxis ja meist aus und dann steht auch schnell der RTW vor der Tür. Der eine Kollege erzählt zwar, dass ihm das selbstständige Arbeiten als NA das Selbstbewusstsein gegeben hat, mit dem er jetzt arbeiten kann - und ja er tritt auch selbstbewusster auf, als ich zb. Aber das ist ja auch Charaktersache und ich habe ja den Luxus eines ärztlichen Teams, bin also nicht darauf angewiesen, alles allein handeln zu müssen.

noname2
16.11.2022, 19:32
Veranstaltungstip, das Thema begegnet uns ja leider allen
Dieses Wochenende am 18./19.11. findet der erste LongCovid Kongress in Jena statt mit allen namenhaften Größen unter Schirmherrschaft von Prof. Lauterbach. Teilnahme ist online oder in Präsenz möglich.
https://long-covid-kongress.de/

juliane_c
22.11.2022, 06:27
Wie sieht es eigentlich bei euch in den Praxen mit Hausbesuchen, Heimversorgung und Erreichbarkeit nach den Sprechstunden aus? Mir fehlen da die Erfahrungswerte.

Ich bin seit einigen Monaten in einer Praxis angestellt und finde, dass unsere Praxis überdurchschnittlich viele Hausbesuche und Heime betreut. Wir versorgen beispielsweise 4 Heime. Eins davon hat ca. 120 Bewohner und wurde mir jetzt "aufs Auge gedrückt". Mein Chef erwartet, dass ich jeden Patienten ca. 3 Mal pro Quartal besuche, zusätzlich zu den eigentlichen Anforderungen. Im Schnitt bin ich jeden Tag im Heim. Zusätzlich kommen noch so ca. 15 Hausbesuche täglich, die mein Chef größtenteils erledigt und von denen man sagen muss, dass viele nicht indiziert sind.

Zusätzlich kommt dazu, dass wir an 365 Tagen 24 Stunden lang auf einem Praxishandy erreichbar sind und ich ab und zu am Wochenende das Handy unbezahlt nehmen soll. Für mich ist das wie ein Bereitschaftsdienst, allerdings unbezahlt. Ich muss auch dazu sagen, dass wir nicht in einer unterversorgten Region leben und es genügend Krankenhäüser, eine KV-Notfallpraxis und den Fahrdienst gibt.

Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich mich für eine Oberarztstelle im Krankenhaus beworben. Da wäre die Rufbereitschaft wenigstens bezahlt worden. :)

Ich bin gerade irgendwie sehr desillusioniert.

Vielen Dank!

rafiki
22.11.2022, 10:19
Mein Chef erwartet, dass ich jeden Patienten ca. 3 Mal pro Quartal besuche,

Welchen Sinn haben monatliche Besuche? Wird das so gut honoriert?



Zusätzlich kommt dazu, dass wir an 365 Tagen 24 Stunden lang auf einem Praxishandy erreichbar sind

Warum?



Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich mich für eine Oberarztstelle im Krankenhaus beworben.

Weshalb hast du es nicht vorher gewusst?



Ich bin gerade irgendwie sehr desillusioniert.


Verständlich, lässt sich aber ändern.

Thomas24
22.11.2022, 13:37
Welchen Sinn haben monatliche Besuche? Wird das so gut honoriert?



In Euro gerechnet eigentlich nicht. Aber meines Wissens sind diese Besuche extrabudgetär und werden dadurch interessant.

juliane_c
22.11.2022, 15:10
Danke für die Antwort. Ich wollte nur mal Vergleichswerte von anderen Kollegen, da ich nicht wirklich abschätzen kann, wie Heimbesuche usw. in anderen Praxen geregelt sind.

Warum wir 24/7 an 365 Tagen erreichbar sind? - Das wüsste ich auch gerne. Ich vermute mal, es ist noch die alte Hausarztgeneration. Ich wusste auch vor Arbeitsantritt nichts von der Existenz dieses Telefons und hab sowas noch nie gehört. Deswegen wollte ich mal nachhören, ob es noch andere Praxen gibt, die wirklich Tag und Nacht für Patienten erreichbar sind.

Ändern lässt sich das natürlich alles. Ist halt eine doofe Situation, da der Chef natürlich schon im Rentenalter ist und natürlich gerne einen Nachfolger hätte und eigentlich auch darauf zählt..

Dragonheart
22.11.2022, 18:10
Also bezüglich des Telefons kenne ich das aus Hospitaionen /Famulaturen etc so, dass es sowas entweder gar nicht gibt (siehe 116117 etc) oder es eine Handynummer gibt, diese aber nur gezielt bei zb palliativen Situationen etc weiter gegeben wird und alle Regelmäßigkeit geändert wird damit sie nicht im Dorf Kreise dreht. Letzte Option könnte ich mir für mich später auch gut vorstellen.

Wenn dein Chef aktuell kurz vor der Praxisübergabe (an dich?) Steht, wäre es dann nicht eine Idee den ein oder anderen Punkt (demnächst) zu ändern?

klump3n
22.11.2022, 18:45
Also bezüglich des Telefons kenne ich das aus Hospitaionen /Famulaturen etc so, dass es sowas entweder gar nicht gibt (siehe 116117 etc) oder es eine Handynummer gibt, diese aber nur gezielt bei zb palliativen Situationen etc weiter gegeben wird und alle Regelmäßigkeit geändert wird damit sie nicht im Dorf Kreise dreht.


so kenne ich das auch

auch als angehöriger, der kranke betreut hat und selbst als patient, habe ich in meinem leben nur eine praxis kennengelernt, die überhaupt nach feierabend erreichbar war. das war ein ausschließlich privat praktizierender ü65er, der arbeitsmäßig nicht alle latten am zaun hatte (bezogen auf die arbeitsstunden). aber selbst hier wurde die nummer nur an ausgewählte, schwer kranke patienten vergeben. dafür braucht man ja idr nicht mal die erfahrung von kollegen, sondern kann sich im privaten umfeld erkundigen, ob es sowas bei ihrem hausarzt gibt

nappy
22.11.2022, 19:36
Schau dir mal an was eine NäPa oder VERAH für einen Hausbesuch / Heimbesuch bekommt und was du als Ärtzin bekommst.

Wenn du die Nachfolgerin werden sollst würde ich klar kommunizieren, dass du keine Lust auf die Pflegeheime hast.

Ich arbeite in einer Großstadt und hier machen manche Praxen gar keine Hausbesuche.

Zum Thema Erreichbarkeit gibt es klare Vorgaben von der KV - da würde ich mich informieren. Das Wochenende fällt definitiv nicht darunter 😉

hebdo
22.11.2022, 20:21
In der ambulanten Nephrologie, Anästhesie und begrenzt auch in der Hämatoonko ist eine ärztlich Erreichbarkeit 24/7 die Regel.

Habe bisher nur in einer Landarztpraxis über einen längeren Zeitraum die alleinige Vertretung übernommen. Es gab etwa 5 Hausbesuche pro Woche und auch nicht täglich. Über die Schließungszeit am Mittag sowie Mi und Fr bis zur Öffnung der KV-Praxis war das Praxismobiltelefon zu besetzen. Es hat aber nie jemand angerufen.

Haffi
25.11.2022, 18:34
Ich hab ein einziges Mal den Fehler gemacht, einem verzweifelten Patienten an einem Freitag Nachmittag meine Nummer zu hinterlassen. Es wurde unverschämt und führte dazu, dass ich ihn letztlich blockieren musste.

Dragonheart
03.01.2023, 18:47
Hallöchen ihr Lieben,
Ich hab mich gefragt, ab wann es Sinn macht bzw wie das bei euch so war mit dem Beginn der Vorbereitungen auf die FA-Prüfung...?
Ist es sinnvoll schon früh in der WB dazu das ein oder andere Buch zu besorgen? Wenn ja, habt ihr hier konkrete Vorschläge?

Relaxometrie
06.01.2023, 14:35
habt ihr hier konkrete Vorschläge?
Dieser Frage schließe ich mich an. Ich habe gerade mit dem ambulanten Teil der Weiterbildung Allgemeinmedizin begonnen und fände ein Buch, in dem typische Beratungsanlässe in der Allgemeinmedizin nach aktuellen Standards erklärt werden, super. Es wäre praktisch, nicht immer nach Leitlinien suchen oder eine großartige Recherche starten zu müssen, sondern kurz und bündig schnell einige Fakten nachlesen zu können. Was nicht bedeutet, dass ich die Leitlinien nicht auch lesen würde. Aber manchmal braucht man nur schnell kurze und knappe Infos.
Können die alten Allgemeinmedizinhasen Bücher empfehlen, oder von manch einem Buch abraten (weil veraltet, fehlerhaft, unvollständig)? Z.B. "Praxisleitfaden Allgemeinmedizin", oder auch unbekanntere Titel?

Minga30
06.01.2023, 15:11
Hallo ich bin zwar keine "alte Häsin" aber ich finde ja aktuell dieses Buch ganz toll : Allgemeinmedizin von Chenot

Relaxometrie
06.01.2023, 15:28
Von diesem Buch habe ich noch nie gehört. Bei Amazon hat es eher gute Bewertungen. Allerdings scheint es einen handwerklichen Makel zu haben, denn die Kapitel sind wohl irgendwie nicht in der richtigen Reihenfolge abgedruckt? Auf einem Bild, welches einer Amazonkritik angehängt wurde, folgt nach Kapitel 29 direkt Kapitel 46 :-))

davo
06.01.2023, 17:05
Bindefehler können einem aber bei jedem Buch passieren. War bei mir bei einem Histo-Buch (Thieme) und bei einem Psychopharmakologie-Buch (Cambridge University Press) so. Einfach umtauschen - ist überhaupt kein Problem. Meist sind von solchen Bindefehlern nur einzelne Exemplare betroffen.

Relaxometrie
06.01.2023, 17:38
Klar, der möglicherweise vorhandene Bindefehler ist auch kein Grund für mich, das Buch nicht zu kaufen. Ich warte aber noch, ob noch weitere Buchempfehlungen folgen.