Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Pj-ler und UAs
https://www.aerzteblatt.de/archiv/145387/Fahrlaessige-Toetung-Urteil-gegen-PJler-bestaetigt
„Der PJler habe seine Sorgfaltspflicht verletzt, argumentierte Richter Wolfgang Lerch.“
„Zum Tathergang steht Aussage gegen Aussage“
Es ist absolut nicht vergleichbar bin einer gerichteten Antibiose, die man dann nach Auftrag i.v. anhängt. Solange du nicht auf die Idee kommst die Tablette in die Viggoöffnung zu stopfen.
Wendy, viele der Beiträge hier führen jetzt schon echt sehr weit weg vom Thema.
Eine Kolo-/Gastro-Aufklärung ist echt kein großes Ding. Das ist im PJ Standard, und das ist, wie bereits verlinkt, rechtlich abgesichert. Lies sie dir durch, und dann erzähl das, was drin steht, dem Patienten. Genau so wird es nämlich auch nach dem Studienabschluss sein - nur dass du dann nicht mehr die PJler-Karte ziehen kannst. Stell sicher, dass du weißt, welche Risiken relevant sind, stell sicher, dass die Unterschrift des Arztes drauf ist, dann ist alles gut.
Wenn man irgendwem irgendwas spritzen soll, ist es IMMER eine gute Idee, sich zuerst mal selbst bzgl. Medikament, Patient, Dosierung, Allergien und Applikationsart zu vergewissern. Das sollte ohnehin immer Standard sein, egal ob du PJler oder Arzt bist.
Absolute Arrhythmie
11.08.2020, 07:23
Es macht schon Sinn die Zeit im PJ zu nutzen um Dinge unter Aufsicht zu üben, z. B. Aufklärungen von einfachen Routineuntersuchungen, Viggos legen etc. Als Arzt einen Tag nach der Approbation kommt nämlich keiner daher und hält einem das Händchen und erklärt dir, wie man dieses oder jenes macht.
Ich hab im PJ keine Blutprodukte und keine Chemo angehängt aber oft zugeschaut, damit ich nämlich danach weiß worauf man achten muss. Wer sich allem verweigert (und das auch noch ohne Grund, siehe den link zu Aufklärungen) muss sich nicht wundern, wenn er nachher "im PJ gar nichts gelernt hat" oder im Berufsstart das Gefühl hat nichts zu können.
Wenn du als AA auf der Kardio anfängst hast du unter Umständen noch nie ein Herzkatheterlabor von innen gesehen. Du musst aber trotzdem für eine Koronarangiographie aufklären können.
Feuerblick
11.08.2020, 08:31
Das PJ ist ja eigentlich genau dafür da, Dinge zu erlernen. Wenn du noch nie eine Gastro-Aufklärung gesehen hast, dann bitte den Assistenzarzt, ihn bei einer solchen Aufklärung begleiten zu dürfen, damit du siehst, wie so etwas abläuft. Ähnliches gilt für andere Dinge. Eine bessere Möglichkeit, wichtige Untersuchungen/Eingriffe/Aufklärungen in geschütztem Rahmen zu erlernen, wirst du nie mehr bekommen.
Gleiches gilt auch für die Medikamentengabe. Ja, natürlich sollst du wissen, was du da verabreichst und wie du ggf. reagieren musst, wenn der Patient es nicht verträgt. Und ja, natürlich musst du dich vergewissern, dass dieses Medikament für den Patienten angeordnet wurde, wie das Medikament verabreicht werden soll und ob sich in der vor dir liegenden Spritze auch das passende Medikament befindet. Aber Medikamentengaben grundsätzlich zu verweigern ist einfach keine gute Idee. Du bringst dich selbst um den Lerneffekt. Du wirst als Assistenzarzt auch nicht sagen können „Das Medikament kenne ich nicht, das habe ich noch nie verabreicht, das mache ich nicht. Möge der Oberarzt mir das Händchen halten.“ Und wenn wir mal ehrlich sind, muss man bei den meisten Medikamenten nun auch nicht gleich Tod und Teufel fürchten. Die Menschen sterben an vielen Dingen, aber nun auch nicht so oft an einer allergischen Reaktion auf eine Antibiose.
Alles, was du im PJ lernst, macht dich beim Berufsstart sicherer. Es ist nämlich SEHR gruselig, wenn du plötzlich all die Dinge, vor denen du als PJ Angst hattest und die du verweigert hast, als Arzt eigenverantwortlich durchführen MUSST. Das Gefühl wird nicht besser, nur weil du approbiert bist. :-nix
Warum du als PJ bei einem/einer Zwölfjährigen keine Viggo legen sollst, erschließt sich nicht. Immerhin gibt es Leute, die machen ihr PJ in der Pädiatrie...
Was das Anhängen von Blutprodukten angeht, so habe ich es (wenn möglich) so gehalten, dass ich PJler erst zum Zuschauen mitgenommen habe und im weiteren Verlauf unter meiner direkten Aufsicht Blutprodukte auch habe anhängen lassen. Dinge, die man einmal selbst gemacht hat, bleiben einfach besser hängen. So ähnlich wurde uns das im PJ auch beigebracht.
Feuerblick mit den Blutprodukten war es ganz genau so bei mir im PJ und das war super (leider einer der wenigen Dinge). Klar hat man vor manchen Dingen Respekt. Ich durfte z.b. eigenständig eine Pleurapunktion unter Aufsicht machen. Das ist doch klasse. Man macht echt schon so vielen unnützen Dreck im PJ, sodass man froh sein sollte wenn man was machen darf.
Feuerblick
11.08.2020, 09:12
Komischerweise sind PJler sehr schnell dabei, wenns um invasive Sachen wie Pleurapunktionen oder Aszitespunktionen geht (war zumindest bei uns immer so), drücken sich aber gerne um Aufklärungen und ähnliches, weil sie Angst davor haben, dies nicht zu dürfen und dann belangt zu werden. So ganz erschließt sich mir das nicht... :-nix (geht nicht an dich Markian, nicht falsch verstehen ;-) )
Trendafil
11.08.2020, 11:03
Glaube, das liegt daran, dass sich jeder die ominöse ''was darf man im PJ'' Einführungsveranstaltung vor Dienstantritt reingezogen hat und dort meistens gesagt wird, dass Aufklärungen tabu sind. (was veraltet und nicht ganz richtig ist, aber wurde bei uns H2019 auch noch erwähnt) Von hochinvasiven Eingriffen ist meist gar nicht die Rede, vermutlich weil davon ausgegangen wird, dass man das als PJler eh nicht darf :D
Das mit den Blutprodukten wurde an meiner Uni so dermaßen verteufelt, dass ich dachte ich erleide gleich einen Herzinfarkt, als ich mal selber auskreuzen sollte (unter Aufsicht versteht sich). Mittlerweile mach ich das recht gern und lass mir aber immer konsequent drüber schauen.
Jetzt gehts noch! Man kann sich jetzt immer Hilfe holen, wenn man überfordert ist. Später geht das eher nicht mehr.
Alles prinzipiell zu verweigern halte ich für falsch.
Das mit den Viggos nicht bei Kindern legen dürfen, halte ich für einen Hausstandard. Eine Freundin hat ähnliches berichtet, ich durfte auf der Kinderchirurgie problemlos BEs machen und Braunülen legen. Es war eher der Tenor, dass es ''nervt'' wenn ich das nicht erledige.
Heerestorte
11.08.2020, 16:14
@Heerestorte es ging ums Aufklären, brauchst mir nicht das Wort im Mund umdrehen. Das machst du als AA in der Inneren jeden Tag zig mal. Wäre doch gut das zu kennen oder? Muss ja nicht jeder in Afghanistan unnötige Kriege führen, damit man was lernen kann.
Soso, es ging also nur ums aufklären? Es ging aber genauso ums Antibiose anhängen wie ums Aufklären.
Genau über der Texstelle, die ich von dir zitiet habe, hast du das geschrieben:
Warum sollte ich eine Erst-Antibiose nicht anhängen? Das machen in vielen Häuser einfach die Schwestern. Wenn die Anaphylaxie eintritt dann drückst du den Alarm und leistest erste Hilfe. Wofür will man dich verantwortlich machen? Das du nach ärztlicher Anweisung die Antibiose angehängt hast und nicht in Hellsehermanier gerochen hast, dass der Patient darauf reagieren wird?
Man darf im PJ eh schon so wenig machen, lässt euch doch sowas nicht nehmen. Wenn ihr auf der 1000% sicheren Seite bleiben wollt, dann dürft ihr das Arztzimmer halt nicht mehr verlassen.
Und klar ist das praktisch, eine Aufklärung zu können, das habe ich nicht bestritten.
Bei Anhängen einer Antibiose sehe ich halt keinen Lerneffekt, deswegen habe ich das bisher nie gemacht.
Und was dieser Kommentar mit Afghanistan und Krieg soll....
wendyrumpf
11.08.2020, 17:14
danke Leute nochmal für eure Beiträge. Ich will das Pj genau für diese Dinge nutzen. Alles was ich will, ist einmal ordentlich gezeigt bekommen, wie es geht, eben dass ich es kann. Ich wurde schon zu oft mit "mach halt einfach", oder "ich zeig es dir später, wenn Zeit ist" oder "nächstes Mal dann" abgestempelt und schwimme so vor mich hin. Deshalb hab ich mich gefragt, ob man das überhaupt darf, mir Aufgaben zu delegieren, ohne dass man sich einmal die Mühe machen würde, es mir gewissnhaft vorzumachen. Der ganze Innere U-Kurs war ja genauso "geht zu dem Patienten und untersucht ihn". Jeder stürzt sich iwie drauf los, keiner hat nen Plan, und am Ende, wenn man besprechen müsste, ist dem Oberarzt natürlich was anderes dazwischen gekommen. Bed side teaching in Chirurgie habe ich NIE erlebt, ist immer ausgefallen.
Dann musst du es halt einfordern, wenn du es nicht learning by doing machen willst. Das man unsicher ist, ist doch normal. Nur so lernt man halt auch was.
Arrhythmie
12.08.2020, 21:10
Ich durfte letztens meine erste Pleura Punktion selber unter Supervision durchführen.
Hat Spaß gemacht und ich hätte nicht gedacht dass die mich das machen lassen, nachdem ich bei den letzten Punktionen eher Raumdekoration war. Das kam plötzlich sehr überraschend: „Das machst Du heute, ich assistiere Dir“
Trendafil
14.08.2020, 08:34
Arrhythmie, wie gefällt Dir Innere? :)
Ich hab heute Bereitschaftsdienst. Das wird extra bezahlt. Von 16 bis 7 Uhr Bereitschaft für den OP.
Muss gestehen, dass ich das nie von mir gedacht hätte, aber mir geht der OP mittlerweile wirklich sehr auf die Nerven. Hätte nie gedacht, dass sich meine Interessen mal so drastisch ändern würden..
Ende des Monats werden bei uns anscheinend die Einladungen fürs Examen verschickt.
Arrhythmie
14.08.2020, 08:43
Nachwievor nicht meines, aber etwas weniger schlimm als gedacht.
Wobei ich jetzt von Gastro auf Kardio gewechselt habe und mir Gastro besser gefallen hat. Kardio ist überhaupt nicht meine Welt.
Wenn man mal was machen darf so wie letztens die Punktion, dann ist es schon gut, aber ansonsten nervt mich die Innere eher. Ich denke aber tatsächlich dass es eine Kombi aus Innere + letztes Tertial ist. Bin einfach nicht mehr so motiviert.
Du wolltest Gyn machen später oder? Hat sich Dein Wunsch verändert und wenn ja, inwiefern?
Trendafil
14.08.2020, 09:04
Gyn oder alt. ein anderes Fach, das mir in die Mammachirurgie verholfen hätte. Kinderchirurgie fand ich ziemlich lange auch sehr, sehr cool.
Aber ich hab die Lust am OP verloren. Hab teilweise Bauchschmerzen, wenn ich den Saal betrete. Kann nicht mal genau sagen worans liegt. Glaube, ich habe einfach keinen Bock mehr auf unangenehmes, stundenlanges Arbeiten auf engsten Raum mit pot. äußerst malignen Chirurgen.
Hab mir über die Jahre echt viel Mist anhören dürfen. Früher dachte ich "egal, hauptsache du lernst was dabei", mittlerweile ist es ein "alter lass deinen Frust woanders aus".
Die Gyn hat mich da echt geläutert. Station und konservatives/minimal invasives Arbeiten war einigermaßen spannend. Op irgendwie kacke.
Ich will gern in die Onko. Internistische Onko.
Das passt charakterlich sehr viel besser zu mir und deckt sich so viel besser mit meinen Interessen, als die Chirurgie.
Dafür ist das PJ ja auch da, dass man sich noch alternative Fächer anschauen kann. Ist doch super. Die Erkenntnis xy passt nicht zu mir ist doch sehr wertvoll.
Arrhythmie
14.08.2020, 12:21
Die Erkenntnis das etwas nicht zu mir passt hab ich leider bei den meisten Fächern :-))
Reicht ja auch wenn eins perfekt passt. Dein Anästhesie-Tertial war doch super. Chirurgie wird bei mir gefühlt jeden Tag besser. Ich hab da mit Innere echt einen Griff ins Klo gemacht.
Arrhythmie
14.08.2020, 13:40
Chirurgie war auch in weiten Teilen nett.
Aber PJ ist ja trotz allem was vollkommen anderes als das spätere Dasein als Assistent. Insofern mach ich mir da wenig Illusionen. So unbeschwert wird`s nie wieder...
Bonnerin
14.08.2020, 15:28
Die Erkenntnis das etwas nicht zu mir passt hab ich leider bei den meisten Fächern :-))
Das ist aber ja die Regel und nicht die Ausnahme. Die Liste der Möglichkeiten wird von Semester zu Semester immer kürzer...
Ansonsten habt ihr drei es doch bald geschafft, oder?
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